Brandschutzexperte Wolfgang Soltau im Interview

Brandschutzprojekte erfolgreich realisieren

Brandschutzexperte Wolfgang Soltau im Interview

Wenn es um die Realisierung von Brandschutzkonzepten geht, suchen Brandschutzunternehmen meist nicht nur die passenden Produkte für das Projekt aus, in vielen Fällen übernehmen sie auch die Montage und Wartung der Komponenten. Doch wie finden Experten optimale Lösungen für die jeweilige Bauaufgabe? Fachmann Wolfgang Soltau von Kurt Soltau Brandschutz erklärt im Interview, worauf es bei der Umsetzung von Brandschutzkonzepten ankommt.

BS Brandschutz: Welche Empfehlungen geben Sie anderen Brandschützern bei der Wahl der passenden Produkte für die Umsetzung der Konzepte?

Soltau: Aufgrund der hohen Verantwortung und des breiten Angebots an Lösungen ist es vor allem wichtig, sich von Anfang an einen kompetenten Hersteller als starken Partner für die Auswahl der Produkte ins Boot zu holen, der einem mit seinem breiten Know-how zur Seite steht. Die enge Zusammenarbeit mit einem guten Fachberater, mit dem die Maßnahmen vor Ort abgestimmt werden können, ist ebenfalls unerlässlich. Im Idealfall kann diesem auch die Maßverantwortlichkeit übergeben werden, was für uns Brandschützer immer sehr hilfreich ist. Wenn dann auch noch Montage und Service-Leistungen in Form von Hilfestellungen etc. mit beauftragt werden können, erhalten wir ein Rundum-Sorglos-Paket, das uns bei der täglichen Arbeit entlasten kann.

 

BS Brandschutz: Welche Produkte helfen Ihnen bei der Realisierung der Brandschutzkonzepte auf der Baustelle?

Soltau: Eine gute und praktikable Lösung ist das sogenannte „Aufstocksystem ASM“ von Kingspan Light + Air. Es besteht aus einem 18 Zentimeter hohen Aufsetzrahmen und wird mit einer Lichtkuppel sowie optional mit einem natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgerät verbaut. Das System wird für die Sanierung von schadhaften oder überalterten Oberlichtern eingesetzt. Hierbei wird es auf dem vorhandenen Aufsetzkranz befestigt und eingedichtet, ohne die vorhandene Dachhaut öffnen zu müssen. Dadurch kann in der Regel auf die aufwendigen Dachdeckerarbeiten verzichtet werden, was Kosten einspart. Für die Montageplanung bedeutet das außerdem weniger Abstimmungsaufwand mit Fremdfirmen sowie eine geringere Witterungsabhängigkeit.

 

BS Brandschutz: Wenn es mal nicht so ideal läuft: Welche sind die häufigsten Fehler und Irrtümer, wenn es um die Planung und Umsetzung von Brandschutzlösungen – vor allem bei Oberlichtern – geht?

Soltau: Das fängt schon bei den Vorschriften an. Sehr oft wird die Flachdachrichtlinie nicht ordnungsgemäß beachtet. Speziell geht es hier um die korrekte Einhaltung der Höhe über der wasserführenden Ebene, die für RWA-Anlagen bei 25 Zentimetern und für Lüftungsanlagen bei 15 Zentimetern liegt. Außerdem werden im Bestand häufig Rauch- und Wärmeabzugsgeräte mit zu kleinen Abzugsflächen eingebaut, da sich die Abzugsfläche des neuen Gerätes durch die zusätzlich geforderte Ab- und Durchsturzsicherung verringert. Und der dritte mitunter folgenschwere Fehler: Der Einbau von Teilen anderer Fabrikate in eine bestehende Konstruktion, wodurch die Komponenten ihre Zulassung verlieren. Es ist also immer wichtig, in ein und demselben System zu bleiben.

 

BS Brandschutz: Zum Schluss noch ein Blick auf die Praxis: Welche Tipps haben Sie für Brandschutzunternehmen bezüglich der Planung und Umsetzung ihrer Konzepte?

Soltau: Die enge Zusammenarbeit mit einem kompetenten und starken Hersteller ist für eine unkomplizierte und erfolgreiche Projektabwicklung unerlässlich. Nur wenn die Gewerke Hand in Hand und partnerschaftlich miteinander arbeiten, stimmt hinterher auch das Ergebnis und es können Menschenleben und Sachwerte geschützt werden. So steht es auch mit der unbedingten Einhaltung der vorgebebenen Planung und der zugrunde liegenden Konzepte.

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