(K)ein notwendiges Übel

„Die Kosten für den übertriebenen Brandschutz sind immens.“ „Bauexperten kritisieren hohe Kosten für Brandschutz.“ „Abnahme verweigert, weil der Brandschutz nicht funktioniert.“ Wenn in den Medien über Brandschutz berichtet wird, schwingt in vielen Fällen unterschwellige oder offen formulierte Kritik mit. Der Brandschutz ist oft der Buhmann, wenn sich Bauprojekte verteuern oder Zeitpläne aus dem Ruder laufen. Der viel zitierte Berliner Flughafenbau macht da keine Ausnahme. „Das Monster ist gezähmt“, lautete gar eine Schlagzeile im Frühjahr, als bekannt wurde, dass der TÜV die dortige Entrauchungsanlage abgenommen hat.

Mich ärgern solche Schlagzeilen. Der bauliche Brandschutz ist kein notwendiges Übel, mit dem man sich nur deshalb beschäftigt, weil er vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist. Er ist kein Monster, vor dem man sich fürchten muss. Er ist nicht verantwortlich für das Scheitern von Bauprojekten. Und er wird auch im Bauablauf nicht plötzlich teurer als geplant – sondern nur teurer als ungeplant. Sorgfältig angegangen und ausgeführt ist er genauso in den Griff zu bekommen wie jedes andere Gewerk auch. Ja, ich weiß: Kosten und Aufwand für Brandschutzmaßnahmen sind hoch. Ein Gebäude funktioniert im normalen Alltag auch ohne ihn. Die Gesetzes- und Verordnungslage ist kompliziert. Aber: Wenn eine Heizungsanlage nicht funktioniert, frieren wir; wenn eine Klimaanlage nicht funktioniert, schwitzen wir; wenn eine Entrauchungsanlage nicht funktioniert, sterben wir.

Es geht beim Brandschutz nicht um Komfort und Energieeffizienz, sondern um den Schutz von Leib und Leben – was könnte wichtiger sein? Deshalb sollte der Brandschutz bei Planern, Anlagenbauern, Auftraggebern und Betreibern den Stellenwert erhalten, den er verdient. Nicht zu vergessen: Pro Jahr entsteht durch Brände in Deutschland ein Schaden von mehreren Milliarden Euro. Über 40 % der von einem Großbrand betroffenen Unternehmen sind kurz nach dem Brand insolvent, weitere 28 % nach drei Jahren. Auch wenn eine Versicherung den Schaden am Gebäude, an Maschinen und für die Betriebsunterbrechung ersetzt – viele Kunden und Mitarbeiter wenden sich bis zur Wiederaufnahme des Betriebs ab und kehren nie wieder zurück.

Deshalb sollten Firmen auch aus ökonomischer Sicht nicht nur das Nötigste in den Brandschutz investieren und ihn so stiefmütterlich behandeln, wie wir es tagtäglich erleben. Er gehört bei Planung und Betrieb eines Gebäudes ganz nach oben auf die Tagesordnung.

Ihr Christoph Brauneis

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