Durchdachte Brandschutzplanung im Holzbau
Holz-Hochhaus „Roots“ in der Hamburger Hafen-CityBauen mit Holz liegt im Trend und sogar Hochhäuser werden inzwischen aus dem nachhaltigen Werkstoff errichtet. Neben architektonischen und technischen Herausforderungen, spielt besonders der Brandschutz dabei eine zentrale Rolle. Wie wichtig eine gute Planung mit allen am Bau Beteiligten ist, zeigt sich am Projekt „Roots“ in der Hamburger Hafen-City.
Das Hochhaus in Holzbauweise befindet sich seit 2020 im Bau und wird nach seiner Fertigstellung das höchste Holzhaus Deutschlands sein, seine finale Höhe von 65 m hat das Gebäude bereits erreicht. Insgesamt werden bei dem Projekt über 5500 m³ Nadelholz verbaut. In 19 Geschossen entstehen auf einer Fläche von 21 300 m² im „Roots“ 128 Eigentumswohnungen sowie 53 öffentlich geförderte Wohnungen, die einen Ausblick auf den Hamburger Hafen und die Elbe bieten.
Geringes Gewicht und eine gute CO2-Bilanz
Für die Errichtung des Hochhauses in Holzbauweise gab es verschiedene Gründe: Zum einen sollte in der Hamburger Hafen-City ein nachhaltiges Gebäude errichtet werden, zum anderen war die Gründung in einem alten, sturmflutgefährdeten Bereich des Hamburger Hafens anspruchsvoll. Daher bot sich in diesem Fall die Holzbauweise an, da Holz bei annähernd gleicher Tragfähigkeit wesentlich leichter ist als andere Baustoffe wie Beton. Zudem ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, der sich später einfach zurückbauen und recyceln lässt. Da Holz als Baumaterial außerdem Kohlenstoff speichert, kann das „Roots“ mit einer guten CO2-Bilanz aufwarten: Im Vergleich zu einem traditionell errichteten Massivbau werden etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen eingespart. Darüber hinaus schafft der Werkstoff Holz ein gesundes Wohnklima. Die Obergeschosse des „Roots“-Hochhauses werden mit Massivholzdecken und tragenden Wänden in Massivholzbauweise errichtet. Nur das Unter- und Erdgeschoss sowie die Erschließungskerne des Gebäudes werden als Stahlbetonkonstruktionen ausgeführt.
Herausforderndes Brandschutzkonzept
Das Erstellen eines Brandschutzkonzepts für einen mehrgeschossigen Holzbau dieser Größenordnung ist grundsätzlich eine Herausforderung, da die normativen Grundlagen für Brandschutzprodukte, die für Abschottungen im Massivbau gelten, für die mehrgeschossige Holzbauweise noch nicht abschließend vorhanden sind. „Für alle im Gebäude befindlichen Abschottungsarten muss eine detaillierte Planung erfolgen. Das bedeutet, dass für alle Abschottungssituationen Prüfergebnisse aus Normbrandversuchen vorliegen müssen, um hier einen Nachweis über 90 Minuten zu erwirken“, fasst Nils Eichentopf-Janssen, M. Eng. Brandschutz von der Hilti Deutschland AG, zusammen. Bei rund 1500 Abschottungen im Gebäude plus vieler zusätzlich benötigter Abschottungen, wie beispielsweise Gebäudefugen, ist der Brandschutz bei diesem Projekt ein umfangreiches Unterfangen. Daneben mussten auch noch einige zusätzliche Brandschutzprüfungen für einzelne Rohre durchgeführt werden, denn die für den Bau vorgeschriebene Sprinkleranlage wird durch Holzdecken und Holzfußböden sowie entlang der Holzfassade des Gebäudes geführt. Die Fassade des Holzhochhauses ist mit einer Lärchenholzschalung verkleidet. Eine zweite Fassade aus verschiebbaren Glaselementen bietet der Holzfassade Schutz vor Feuchtigkeit, Witterung, UV-Strahlung und trägt zum Brandschutz bei.
Hoher Vorfertigungsgrad und detaillierte Planung
Der Vorfertigungsgrad bei dem Holzbauprojekt ist hoch: Fassadenelemente von bis zu 14 m Länge wurden für das „Roots“ vorgefertigt, auf Tiefladern zur Baustelle transportiert, dort von einem 80 m hohen Kran an ihre Position gehoben und eingebaut. Damit der Bauablauf reibungslos funktionieren kann, war eine detaillierte Vorplanung erforderlich. Für das Projekt „Roots“ betrug die Planungszeit zwei Jahre. Bei den Planungsmeetings saßen alle am Bauvorhaben Beteiligten an einem Tisch, angefangen beim Investor über die TGA-Planer, Bauplaner, Sachverständigen für den Brandschutz sowie Sachverständige der Hilti Deutschland AG für den baulichen Brandschutz und die Brandschutz-Ingenieurberatung. Auch die Holzbaufirma war Teil des Planungsteams und in die Vorplanung mit eingebunden.
Für das Projekt wurde der Brandschutz als eigenes Gewerk ausgeschrieben und an eine Fachfirma vergeben. Außerdem erfolgte in der Vorplanung eine enge Abstimmung mit dem Elektriker, den TGA-Planern, den Brandschutzsachverständigen sowie den Prüfingenieuren. „Auch wenn wir teils sehr intensive Planungsrunden hatten, haben wir viele Anwendungsfälle für Kabel und Rohrdurchführungen sowie die Lüftungsleitungen bereits im Vorfeld durchdacht und hatten so wenig Überraschungen während des Bauablaufs“, berichtet Nils Eichentopf-Janssen. Die frühe, detaillierte Planung wirkt sich positiv auf den Projektablauf aus: „Wir haben bei so einem Projekt zwar einen höheren Zeitaufwand für die Vorplanung, sind aber dann schneller im Bau, da viele Fragen, die im Bauablauf auftreten, bereits bei der Planung berücksichtigt wurden“, fasst Benedict Pielmeier, Projekt- & Bauleiter für das „Roots“ bei der Garbe Immobilien Projekte GmbH, zusammen.