Hohe Brandschutzanforderungen an den Trockenbau gemeistert
Sartorius ist Entwicklungspartner und Zulieferer der biopharmazeutischen Forschung und Industrie. Seit 2016 entsteht ein neuer Campus in Göttingen. Einer der jüngsten Neubauten ist das „Sartorius Forum“. Über die Baumaßnahmen berichten Trockenbauunternehmer Burkhard Okel und Projektleiter Mirko Rohdenburg.
Vielfältige Herausforderungen
Herausforderungen, die es zu meistern galt, gab es genug – schon alleine aufgrund der vielfältigen Nutzungsanforderungen im neuen Forum. Der Neubau gliedert sich in zwei Bereiche: den Hauptbaukörper mit 3.460 m2 Grundfläche und den eingeschossigen Speisesaal auf der Westseite mit rund 870 m2. Den Kern des Gebäudes bildet das zentrale mehrgeschossige, glasüberdeckte Atrium mit Treppen und Stegen, über die die Obergeschosse auf gleichermaßen funktionale wie attraktive Weise erschlossen werden. Im Erdgeschoss dient das Atrium als großzügige Eingangshalle zu den Büro- und Laborräumen, während die anschließende Kantine mit einem Café und Bistro als Treffpunkt für Mitarbeiter und Besucher gedacht ist. Eingangshalle wie Kantine sollen darüber hinaus für Sonderveranstaltungen und Betriebsversammlungenn genutzt werden können. Szenarien, die entsprechend im Brandschutzkonzept des Sartorius Forums detailliert mit berücksichtigt wurden. „Die Vorgaben des Brandschutzkonzeptes waren nur eine der Herausforderungen im Forum. Durch die vielfälitgen Nutzungsarten in den unterschiedlichen Gebäudeteilen ergab sich auch eine Reihe von raumakustischen und vor allem gestalterischen Vorgaben und Anforderungen. Letztlich konnten wir hier eindrucksvoll zeigen, was mit modernen Trockenbausystemen heute möglich ist“, erläutert der verantwortliche Projektleiter Mirko Rohdenburg. „Die im Brandschutzkonzept genannten Schutzziele waren durch anlagentechnische, organisatorische und vor allem durch bauliche Maßnahmen sicherzustellen. Während der Bauphase gab es kontinuierliche Abstimmungen mit allen Fachplanern und regelmäßige Prüfungen durch die beteiligten Brandschutz-Gutachter. Entsprechend hoch waren die Anforderungen gerade an den Trockenbau.“ Durch die im Vorfeld aufeinander abgestimmten Verwendbarkeitsnachweise verschiedener Bauteile und Bauarten, insbesondere hinsichtlich der technischen Gebäudeausrüstung, der Feuerschutzabschlüsse und der Anforderungen aus den Bauordnungen und Brandschutzkonzepten, konnten mit den gewählten Systemen sämtliche Anforderungen vollumfänglich gelöst werden.
Gemeinsam mit den Technikern von Rigips wurden so etwa Brandschutzbekleidungen für tragende und aussteiffende Konstruktionen, für Kabel-, Installations- und Lüftungskanäle sowie für geeignete Wand- und Deckenkonstruktionen entwickelt, die Anforderungen bis F 120 erfüllen mussten. Um die einzelnen Flächen gerade in den Versammlungsbereichen später möglichst großzügig nutzen zu können, mussten zudem automatische Brandschutzvorhänge sicher in die Unterdecken eingesetzt werden. Besonders komplex gestaltete sich z.B. die Herstellung der Unterkonstruktion für den Brandschutzvorhang, der das Atrium im Brandfall vom Speisesaal trennt. Die zwingend oberhalb des Brandschutzvorhanges hindurchzuführenden Lüftungskanäle machten die Entwicklung einer speziellen Stahlunterkonstruktion erforderlich. Die Unterkonstruktion sollte sowohl den zuverlässigen Raumabschluss, die Wärmedämmung, die Statik als aufnehmendes Bauteil als auch die notwendigen technischen Voraussetzungen für das Durchführen von brandschutztechnischen L-Kanälen gewährleisten. Die Gesamtkonstruktion wurde zusätzlich zu den eingeholten Stellungnahmen hinsichtlich der Abweichungen der Prüfzeugnisse einer Zustimmung im Einzelfall unterzogen.
Brandsicher, schalldämmend, robust
Gerade bei der Konstruktion der unterschiedlichen Trennwände war das gesamte Know-how der Trockenbauprofis gefragt. Während in den öffentlichen Bereichen Wandwsysteme mit erhöhten statischen Anforderungen etwa hinsichtlich der Aufnahme von Konsollasten, der Wandhöhen und der Oberflächenhärte gefordert waren, sollten in den Büro- und Verwaltungsbereichen eher grundflächenminimierte, schlanke Trennwände mit ausreichenden Schall- und Brandschutzeigenschaften realisiert werden. „Analog zu diesen Anforderungen haben wir daher auch ein breites Spektrum des von Rigips zur Verfügung gestellten Produktsortiments eingesetzt. In der Kantine kam z.B. ‚Rigips Die Harte‘ zum Einsatz, die als – der Name ist Programm – Hartgipsplatte über entsprechend robuste Oberflächen verfügt“, so Mirko Rohdenburg. „Aber auch außergewöhnliche Lösungen etwa für die Kühlzellen in der Küche, die auf die Zubereitung von bis zu 1.200 Mahlzeiten pro Schicht ausgelegt ist, wurden komplett in Trockenbauweise erstellt. In diesem Fall als Feuchtraumsysteme mit den speziellen vliesarmierten ‚Rigips Glasroc X‘-Platten und einer Dämmung für Minustemperaturen.“ In den Bürobereichen wurden die Trennwände in der Regel beidseitig zweilgagig mit „Rigips Bauplatten RB“ bekleidet und mit einer Einlage aus nichtbrennbarer Mineralwolle ausgeführt. In Räumen mit besonders hohen schallschutztechnischen Anforderungen wurde zusätzlich die spezielle Schallschutzplatte „Rigips Die Blaue“ verbaut.
Für die akustische „Aufenthaltsqualität“ nicht minder wichtig war die Ausgestaltung der verschiedenen Deckenbereiche. Und auch hier war die Expertise des Okel-Teams gefragt: So sorgt im Speisesaal eine rund 1.200 m2 große, sowohl horizontal, schräg als auch vertikal verlaufende Akustikdecke mit Akustikputz für eine angenhme Akustik, während in den Flur- und Konferenzräumen Rigips Lochdecken („Rigitone Activ’Air 12/25 Q“) sowie akustisch wirksame Deckensegel („Ecophon Focus DS“) für eine gute Sprachverständlichkeit sorgen.
Frei formbare Systeme
Neben den brand- und schallschutztechnischen Anforderungen war im gesamten Gebäude auch die gestalterische Kompetenz von Burkhard Okel und seinen Mitarbeitern gefordert. „Einige Wände in den Bürobereichen wurden als frei formbare Systeme ausgeführt, um unter anderem für eine flexible Raumnutzung zu sorgen. Darüber hinaus wurden vielfältige Faltteile entweder vor Ort oder in unserer hauseigenen Werkstatt gefertigt. Und natürlich spielt auch das Licht eine besondere Rolle, es sollte überall sowohl funktionalen wie ästethischen Ansprüchen gerecht werden. So finden sich etwa in der Küche freigespannte, multifunktionale Lüftsungsdecken, in die wir ein entsprechendes Lichtsystem integriert haben. Die Laufbereiche im Speisesaal werden in der Deckengestaltung abgetreppt gespiegelt, wobei die Lichtinszenierung mithilfe von Einbaustrahlern, Lichtkanälen mit indirekter Beleuchtung und großformatigen Hängeleuchten mit goldfarbenen Reflektoren erfolgt. Und in den Bürobereichen sorgen Lichtakzente für die Kantenbetonung in Lichtvouten und schaffen so eine optische Abgrenzung zwischen offenen Räumen. Unterstützt wird dieses Spiel mit Licht und Sichtachsen durch eine offene Innenarchitektur, die die Blicke immer wieder etwa durch raumhohe Glastrennwände freigibt“, erklärt Burkhard Okel.
Der Wahrnehmung von Geschäftsführer Burkhard Okel und Projektleiter Mirko Rohdenburg folgte auch die Jury der 12. Rigips Trophy 2019 I 2020: „Ein Objekt, das die ganze Bandbreite dessen zeigt, was mit modernen Trockenbausystemen heute machbar ist“, so lautete das Urteil der Experten, die den Ausbau des neuen Sartorius Forums mit der silbernen Trophäe auszeichneten. Zum einen wurde den zahlreichen brand- und schallschutztechnischen Herausforderungen mit beeindruckenden Lösungen begegnet. Der zielorientierte Ausbau der unterschiedlich genutzten Räume zeuge zum anderen von der Flexibilität und dem fundierten Fachwissen der Trockenbauprofis aus Diemelstadt, so die Jurybegründung.