Brandschutz im Holzhochhaus

Holz hat durchaus Vorteile gegenüber anderen Baustoffen

Das HoHo Wien ist eine 24-geschossiges Gewerbeimmobilie, die neben Büro- und Businessflächen auch ein Hotel, Apartments, ein Restaurant sowie Health-, Beauty- und Wellnessbereiche in sich vereint. In Hybridbauweise aus Holz und Beton gefertigt, zeichnet sich dieser Bau besonders durch seine Wohlfühlatmosphäre, gelebte Nachhaltigkeit und Energieeffizienz aus. Herausforderungen gab es bei diesem einzigartigen Projekt viele – auch in Bezug auf Brandschutz und Sicherheit.

Das HoHo (Holzhochhaus) in Wien ist im Wesentlichen aus Holz und Beton gebaut. Dies stellt besondere Herausforderungen an den Brandschutz, die aber heute gelöst werden können.
Bild: Trox

Das HoHo (Holzhochhaus) in Wien ist im Wesentlichen aus Holz und Beton gebaut. Dies stellt besondere Herausforderungen an den Brandschutz, die aber heute gelöst werden können.
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Bis 2028 entstehen im größten Stadtentwicklungsgebiet Wiens, der Seestadt Aspern, rund 11.000 Wohneinheiten für mehr als 20.000 Menschen und tausende Arbeitsplätze. Eines der Vorzeigeprojekte ist das von Investor Günter Kerbler und Ideengeberin Caroline Palfy, Geschäftsführerin cetus Baudevelopment GmbH, geplante und nach drei Jahren Bauzeit im Herbst 2019 bezugsfertig gestellte, 84 m hohe Holzhochhaus HoHo Wien. Der Gebäudekomplex umfasst zwei Baukörper mit insgesamt fünf Bauteilen zwischen sechs und vierundzwanzig Geschoßen sowie zwei Untergeschoße. Die Bruttogesamtfläche beläuft sich auf 25.000 m², davon sind 19.500 m² Mietfläche. Das Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei rund 75 Mio. Euro, die Herstellungskosten bei den Gewerken TGA betragen ca. 17 Mio. Euro.

Bei diesem innovativen und international beachteten Projekt gab es in vielen Bereichen neue Anforderungen, die auch ein erfahrenes Team an Planern und ausführenden Unternehmen vor gewisse Herausforderungen stellte. Im Falle des für ein Brandschutz- und Sicherheitskonzept unabdingbaren Druckbelüftungssystems griff man auf das Know-How des Lüftungs- und Klimatisierungsspezialisten Trox zurück. Gemeinsam mit dem Planungsbüro Zencon – Planung, Management, Immobilien GmbH, das in Zusammenarbeit mit Engie Gebäudetechnik GmbH die komplette Projektplanung der TGA Installation für den Bauherren cetus durchgeführt hat, wurde eine Lösung realisiert, die im Brandfall für größtmögliche Sicherheit im Falle einer Evakuierung sorgt.

Holz überrascht mit seinen Brandschutzeigenschaften

Als brennbarer Baustoff kämpft Holz mit strengeren Brandschutzvorschriften als Stahl oder Beton. Die Brandlast ist zwar eine höhere, da die Tragstruktur zu brennen beginnt, Holz ist deswegen jedoch nicht unsicherer, wie die beiden behördlich geforderten Brandschutztests gezeigt haben. Durch Bildung einer „Verkohlungsschicht“ wird der Abbrand verzögert und damit kontrollierbar. Stahl ist zwar nicht brennbar, verliert aber unter Hitzeeinfluss seine Festigkeit schlagartig – auch in Stahlbetonträgern. Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, wurden im HoHo Wien viele vorbeugende Maßnahmen ergriffen. Eine flächendeckende Brandmeldeanlage zur frühzeitigen Alarmierung, eine Sprinkleranlage, Schächte aus nicht brennbaren Baustoffen, kleine Brandschutzabschnitte und ein Druckbelüftungssystem sorgen für dafür, dass Menschen sich wohl und sicher fühlen können. Was hier auf den ersten Blick wie ein oberstes Geschoss aussieht, ist tatsächlich ein Sichtschutz, hinter dem sich die Gebäude- und Brandschutztechnik von unten unsichtbar verbirgt.
Bild: Trox

Was hier auf den ersten Blick wie ein oberstes Geschoss aussieht, ist tatsächlich ein Sichtschutz, hinter dem sich die Gebäude- und Brandschutztechnik von unten unsichtbar verbirgt.
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Sicherheit durch Überdruck – die Komponenten

Der Einbau eines Druckbelüftungssystems, das einen konstanten Überdruck im Stiegenhaus von mindestens 50 Pa aufrechterhält, sorgt dafür, dass Flucht- und Rettungswege im Brandfall rauchfrei bleiben. Bei den verbauten Komponenten setzte man auf bewährte Qualitätsprodukte aus dem Hause Trox. Für die Druckentlastung sorgen mehrere, zielführend positionierte Druckregeleinheiten. Die Zulufteinbringung erfolgt über Axialventilatoren der neuesten Generation. Für die Abströmung kommen CE-zertifizierte Entrauchungs-Axialventilatoren zum Einsatz. Außerdem wurden 3 Liftanlagen (Feuerwehrlifte) verbaut. Auch dort erfolgt die Luftzufuhr in die Schächte über Axialventilatoren und die Druckentlastung über selbstregulierende Druckregeleinheiten.

Das Besondere an der im HoHo gewählten Lösung ist die Steuerung mittels eines BUS-Systems. Bei Gebäuden dieser Größenordnung wäre eine Schaltschrank-Verkabelung viel zu aufwändig und ressourcenintensiv. Mit einer BUS-Lösung spart man sowohl Material, als auch Verkabelungsaufwand – und bleibt flexibel. Einzelne Komponenten in der Peripherie können ganz einfach angesteuert werden, egal wo im Gebäude sie sich befinden. Mit diesem skalierbaren, flexiblen System können die Vorgaben des hohen Sicherheitsstandards und auch zukünftige Anforderungen erfüllt werden.

„Die Steuerung der Druckbelüftung stellt in großen Objekten immer spezielle Anforderungen an das Planungsteam. Hier ist es hilfreich, auf die Erfahrung aus vielen Projekten zurückgreifen zu können, um entsprechende Lösungen zu finden“, unterstreicht Reinhard Brenner von Trox Austria die Komplexität dieser Lösung. „Ergeben sich Änderungen in der Nutzung der Immobilie oder werden Mietbereiche verändert, können diese Änderungen rasch an aktuelle Bedürfnisse angepasst werden. Speziell für zukünftige Wartungsarbeiten ist das ausgeführte Bussystem bestens vorbereitet“, betont Brenner die Vorteile dieser Lösung. „Aufgrund der Architektur musste vieles im sichtbaren Bereich montiert werden. Neben der sonst üblichen Vorgehensweise – einer sauberen aber zweckmäßigen Montage – spielt hier auch die Ästhetik eine entscheidende Rolle.“

Rene Mayerhofer, Geschäftsführer des Planungsbüros Zencon, ergänzt: „Das Bussystem der Druckbelüftung war eine Erleichterung, um die erforderlichen Anforderungen darstellen zu können. Von Beginn an haben wir sehr viel Wert daraufgelegt, die Detailplanung laufend mit der abnehmenden Prüfstelle abzustimmen.“

Wie in der Wiener Seestadt üblich, wurde das 24-stöckige Hochhaus nach dem TQB-Bewertungssystem der ÖGNB errichtet und erhielt zusätzlich die internationale LEED- Zertifizierung in Gold. Das Energiekonzept umfasst unter anderem Aufzüge mit Energierückgewinnung, Photovoltaik-Anlagen, Fundamentabsorber sowie ein dezentrales Lüftungssystem mit Konditionierung. Eine intelligente Gebäudetechnik verringert die Betriebskosten weiter.

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