ICE-Werk der Deutschen Bahn in Köln
Auf kapp einen halben Kilometer können in der neuen ICE-Instandhaltungswerkshalle der Deutschen Bahn in Köln-Nippes zwei komplette Zugsegmente gewartet und repariert werde. Doch wie stellt man in so einer großen Werkshalle sicher, dass bei einem Brandfall alles glatt läuft?
EN, DIN, VDS – Vielfältige Vorschriften berücksichtigen
Neben dem Wunsch der Bahn, das Werk CO2-neutral zu konzipieren, war eine Vielzahl anderer Erfordernisse hinsichtlich des Brandschutzes zu berücksichtigen. Zum Einsatz kommen durften nur nach EN 12101-2 geprüfte und zugelassene Rauchabzüge, die auch etwaigen Schnee- und Windlasten standhalten. Die Rauch- und Wärmeabzugsanlage hatte den VDS-Richtlinien zu entsprechen, die Auslegung musste im Einklang mit dem Brandschutzgutachten sowie der DIN 18232-2 erfolgen. Die Teile, die mit der Witterung in Berührung kommen, waren korrosionsbeständig auszulegen.
Die Firma Colt konzipierte und verbaute in dem Gebäudekomplex Systeme zum Brandschutz, zur Belüftung und zum Lichteinlass. Zum Einsatz kamen:
14 Rauchschürzen „Smokemaster ST“ (10 x 3,5 m)
68 „Cosmotron“-Lichtstraßen (2,7 x 12,95 m)
10 pneumatische Schaltkästen
2 regensicher entlüftende Sockelmodule „Weatherlite“ für die Treppenhäuser
170 Haubenlüfter „Apollo“
7 Lüftungsklappen (Druckentlastungssysteme) „Securex“
Rauchschürze „Smokemaster“
Rauchschürzen erfüllen in großen Hallen eine wichtige Funktion beim Brandschutz, da sie die Rauchentwicklung auf die durch ihnen abgetrennten Segmente begrenzen können. Im ICE-Werk verbaute Colt 14 „Smokemaster“. Gemäß den Anforderungen der EN 12101-1 hält die hitzebeständige Schürze mindestens zwei Stunden Temperaturen von 600 °C stand. Das Schürzentuch besteht aus einem Glasfilamentgewebe mit einer schwer entflammbaren Polyurethanbeschichtung. Eingelagerte Aluminium-Pigmente gewährleisten eine hohe Wärmereflektion. Da bei einem Brand nicht unbedingt davon auszugehen ist, dass die Stromversorgung bestehen bleibt, funktioniert der „Smokemaster“ automatisch und unabhängig von der Energiezufuhr unter Ausnutzung der natürlichen Schwerkraft (gravity fail safe function).
CO2-neutral und energieeffizient
Ein wesentlicher Baustein des Brandschutzkonzeptes war eine leistungsstarke Lösung zur Abführung von Rauch und heißen Brandgasen. Für die Umsetzung setzte die Deutsche Bahn auf 170 Colt-Haubenlüfter des Typs „Apollo“, die energiefrei arbeiten und nach EN 12101-1 den thermischen Auftrieb ausnutzen. Für Wärmedämmung und Witterungsschutz sorgt eine umlaufende Schlauchprofildichtung.
Um das Werk CO2-neutral betreiben zu können, sah die Planung vor, möglichst viel Tageslicht zu nutzen, um den Energieverbrauch und die Kosten gering zu halten. Dazu erstellte Colt für die einzelnen Hallenbereiche die Lichtberechnungen. Zum Einsatz kam das Colt-Lichtband „Cosmotron“, ein Lichtstraßensystem aus einer gewölbten Aluminiumkonstruktion mit lichtdurchlässigen und durchsturzsicheren Platten in Leichtbauweise. Die Polycarbonatplatten sorgen für eine gleichmäßige und nahezu blendfreie Raumbeleuchtung mit Tageslicht. Zusätzliche Vorteile bringen der geringe Fugendurchlasskoeffizient sowie die wärmebrückenfreie Sprossenkonstruktion, die dadurch zustande kommt, dass die Deckleisten gespannt und nicht in die Tragsprosse verschraubt werden. Daraus resultiert eine ausgezeichnete Wärmedämmung. Das System ist im geschlossenen Zustand ohne zusätzliche Einbauten nach GS-BAU-18 als dauerhaft durchsturzsicher getestet.
„Mit dem ersten CO2-neutralen ICE-Werk in Köln-Nippes stärkt die Deutsche Bahn ihre Vorreiterrolle im Klimaschutz“, sagte Berthold Huber, Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn, bei der Eröffnung des Werks. Die DB hat in das grüne ICE-Werk rund 220 Mio € investiert. Verbaut wurden vornehmlich regionale Baustoffe. Im laufenden Betrieb ist das Werk CO2-neutral und spart jährlich somit 1.000 t Kohlendioxid ein.