Aus alten Seefrachtcontainern neuen Wohnraum schaffen
Hotels in modularer Bauweise mit geprüften AbschottungssystemenDie 2017 gegründete Containerwerk eins GmbH verfolgt eine spannende Idee: Aus alten Seefrachtcontainern schafft sie neuen Wohnraum, in Form von Boarding Houses oder kleinen Hotels. Jedes der inzwischen realisierten „Tin Inn“ Hotels bietet modern ausgestattete Zimmer in gestapelten Containern. Für die brandschutztechnisch erforderliche Abschottung der Leitungen für Bad, Heizung und Elektrik, die in Strangschächten zu den Zimmern geführt werden, griff der Hersteller auf eine Lösung zurück, die ursprünglich für den Brandschutz im Holzbau entwickelt wurde.
Bild: Stefan Hohloch Die Welt der Containerwerk eins GmbH sei „digital und nachhaltig“ und auch ein wenig verrückt, sagt Geschäftsführer und Unternehmensmitbegründer Michael Haiser. „Uns kann es gar nicht innovativ genug sein. Hotels aus ausrangierten Seefrachtcontainern? Klingt verrückt, funktioniert aber.“ Unverzichtbar ist allerdings auch für ein Container-Hotel, dass dieses den geltenden Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz entspricht. Zwar verhindern die Containerwände und -decken den schnellen Übersprung von potenziellem Feuer aus einem Zimmer in ein anderes. Allerdings müssen sie dort, wo sie für die Durchführung von Leitungen geöffnet werden, anschließend mit einer zuverlässigen Abschottung auch wieder verschlossen werden. Ziel der Abschottung ist es, dass Rauch und Feuer bis zu 30 Minuten lang daran gehindert werden, in einen benachbarten Container vorzudringen. So schreiben es die Musterbauordnungen der Bundesländer für diese Gebäudeklasse vor.
Zeitersparnis durch geprüftes Brandschutzsystem
In der Montagehalle der Containerwerk eins GmbH in Heinsberg werden auf einer mehrzügigen Anlage die gebrauchten Frachtcontainer zu Wohneinheiten vorgerüstet und ausgebaut. Der Einbau einer großzügigen Verglasung für viel Tageslicht, Lackierung und Innenausbau der Container gehen hier in der Halle witterungsunabhängig laut Hersteller schnell voran. Dort wo später die Trinkwasser-, Heizungs- und Stromleitungen in einen Wohncontainer eintreten, setzt der Hersteller eine 160 mm dicke Platte aus CLT-Holz – Cross Laminated Timber (CLT), auch Brettsperrholz genannt – mit genau vorgefertigten Kernbohrungen ein. Diese Kernbohrungen nehmen u. a. millimetergenau Abschottungen mit der „Conlit U 150“ der Deutschen Rockwool auf.
Die gedämmten Phytonleitungen im Bild wurden mit einer „Conlit Brandschutzmanschette“ unterhalb der Kernbohrung abgeschottet, damit Feuer und Rauch mindestens 30 Minuten lang im Bereich der Deckendurchführung daran gehindert werden, von einem Container in einen anderen vorzudringen.
Bild: Deutsche Rockwool
Mit dem „Conlit“-Brandschutzsystem soll die Abschottung von Rohren und Kabeln besonders leicht umzusetzen sein, weshalb es sich sowohl für den klassischen Mauerwerksbau, Holzbau und jetzt wohl auch für den Stahlcontainerbau eignet.
Bild: Deutsche Rockwool
Die Idee, je eine Holzplatte in die Containerdecken einzubauen, stammt von einem ausgewiesenen Brandschutzexperten: Er gab zu bedenken, dass Abschottungen, damit sie eingesetzt werden dürfen, aufwändige Prüfungen durchlaufen müssen. Eine Prüfung z. B. mit einem Original-Container zu planen, zu beantragen, durchzuführen und offiziell bescheinigen zu lassen, hätte viele Monate, vielleicht Jahre gekostet. Zeit, die die Containerwerk eins GmbH nicht verlieren wollte. „Entsprechend dankbar waren wir für die Empfehlung, auf ein vor wenigen Monaten von der Deutschen Rockwool geprüftes System zuzugreifen, das auf bekannten Anwendbarkeitsnachweisen basiert“, erklärt Patrick Hückelhoven, verantwortlicher Projektmanager der Containerwerk eins GmbH.
CLT-Platten statt Beton und Stahl
„Es gibt Hersteller von Holz- und Holzmodulbauten, die Decken- und Wandelemente aus CLT-Holz verwenden und für die die ‚Conlit‘ Abschottungen geprüft wurden“, berichtet Dipl.-Ing. Harald Heermann. Er ist als Produktmanager der Deutschen Rockwool regelmäßig mit speziellen Anfragen zur Abschottung haustechnischer Anlagen befasst. Cross Laminated Timber (CLT), sei aufgrund seiner akustischen, brandschutztechnischen, seismischen und thermischen Eigenschaften eine nachhaltige Alternative zu Beton und Stahl. Nach Einschätzung der Sachverständigen ist ein Deckenausschnitt im Stahlcontainer, der mit einer CLT-Platte mit maßgenauen Kernbohrungen für „Conlit“-Rohrschalen sicher verschlossen wird, eine zuverlässige Abschottung für die haustechnischen Leitungen eines Container-Hotels. Diese Lösung wurde deshalb zunächst in der Stellungnahme eines Gutachters als geeignete Abschottung beschrieben. Vergleichende Brandprüfung bewiesen wenige Wochen später die Richtigkeit dieser Einschätzung. Ein weiterer Vorteil dieses Vorgehens: Der Einbau der CLT-Platte in die Container sei sehr einfach, berichtet Hückelhoven.
Gleich ein ganzes Bündel von Strom- und Datenkabeln wird mit einer „Conlit Bandage“ umwickelt und dann durch eine passende „Conlit 150 U Brandschutzschale“ aus brennfester Steinwolle.
Bild: Deutsche Rockwool
Schneller Baufortschritt durch einfache Montage
Nach dem Aufstellen der Container werden die Leitungen, die aus dem Technikcontainer auf dem Dach in die Wohncontainer führen, verlegt und im Deckendurchführungsbereich mit „Conlit 150 U“-Brandschutzschalen versehen, die dabei um die Leitung gelegt und durch die Kernbohrungen geschoben werden. Brennbare Frisch- und Warmwasserrohre werden zusätzlich vollständig mit einer nichtbrennbaren Steinwolle-Rohrdämmung gedämmt. Phytonleitungen sowie brennbare Abwasserrohre werden mit einer Brandschutzmanschette abgeschottet, Elektro- und Datenkabel mit der „Conlit Bandage“ vor Feuer geschützt.
„Auf unseren Baustellen werden die vorgerüsteten Raumzellen sauber, leise und schnell zu einem bezugsfertigen Gebäude montiert“, erklärt Hückelhoven. „Darauf sind wir stolz. Der Einsatz und die Koordination vieler unterschiedlicher Gewerke ist dabei nicht notwendig. Daraus resultieren eine höhere Planungssicherheit und geringere Baukosten für die Bauherren.“