Kurbad wird Behördenzentrum
Nach circa 25 Jahren Leerstand wird das ehemals größte Badehaus Europas zum Behördenzentrum umgebaut. Um hierbei gleichzeitig die Brandschutzvorschriften und die Anforderungen des Denkmalschutzes zu erfüllen, entschieden sich die Planer für spezielle Brandschutztüren.
Die Entstehung des Luitpoldbades geht auf das Bestreben einiger vermögender Bürger Bad Kissingens zurück. Sie gründeten eine Aktiengesellschaft und sorgten dafür, dass 1871 die 100 m lange und 80 m breite Kureinrichtung mit 120 Badekabinen eröffnet wurde. Ungefähr 26 Jahre später verkauften die Verantwortlichen den Bau an die bayerische Krone. Zu dieser Zeit war die Nachfrage der Badegäste derart groß, dass Prinzregent Luitpold von Bayern das Gebäude 1906 um ein Geschoss aufstocken und nach Süden hin erweitern ließ. Jetzt bot es Platz für insgesamt 236 Badekabinen und war damit die größte Einrichtung dieser Art in Europa. Allerdings veränderten sich mit der Zeit die Wünsche der Gäste: Sie forderten immer mehr Badeeinrichtungen im eigenen Hotel bzw. Sanatorium – die Besucherzahlen schrumpften.
Wie es zum Leerstand kam
Dies führte dazu, dass das Luitpoldbad Ende der 70er-Jahre geschlossen wurde und seitdem größtenteils leer stand. Keiner wollte es nutzen oder für andere Zwecke umbauen. 2011 trafen der Freistaat Bayern und die Stadt Bad Kissingen das Übereinkommen, die Immobilie auf Kosten des Freistaates zu sanieren und als Behördenzentrum zu nutzen. Nach so langer Zeit eine große und teure Herausforderung. Die geschätzten Kosten der Baumaßnahmen beliefen sich auf 21,5 Mio. €, erhöhten sich jedoch noch einmal um 15,5 Mio. €, als sich die Verantwortlichen dazu entschieden, zusätzlich noch einzelne Veranstaltungsbereiche einzurichten. Doch angesichts der wunderschönen Bausubstanz ein durchaus nachvollziehbarer Beschluss.
Wo Kaiser und Könige badeten
Als einst größtes Badehaus Europas erinnert das Luitpoldbad an die Zeiten, in denen Könige und Kaiser in dem Städtchen an der Saale kurten. Diese Atmosphäre ist auch heute noch in den historischen Räumen zu spüren. Und obwohl es mehrere Jahrzehnte lang leer stand, besticht das Gebäude – vor allem im Inneren – durch seine unvergleichliche Ästhetik und Pracht. Allein das Erscheinungsbild der Treppenhäuser ist atemberaubend. Ihre Balustraden, Geländer und Oberlichter mit Buntglasscheiben sowie die Stuckdecken sorgen für ein ganz besonderes Flair. Um dieses so weit wie möglich zu erhalten, legten die Planer besonderen Wert auf den Denkmalschutz. Doch gleichzeitig mussten sie den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht werden – bspw. hinsichtlich der Brandschutzvorschriften.
Brandschutz als Passion
Infolgedessen lag es nahe, dass sie sich mit dem Brandschutzspezialisten Hoba in Verbindung setzten. Das Unternehmen stellt hochwertige Brandschutztüren her und geht dabei stets individuell auf die Anforderungen der Bauaufgabe ein. Infolgedessen werden seine Elemente immer wieder für Bauten namhafter Architekten (Zaha Hadid, Behnisch und Partner, Daniel Liebeskind etc.) und in denkmalgeschützten Objekten eingesetzt. So auch im Luitpoldbad. Schon in einem frühen Stadium wurde Hoba zu diversen konstruktiven Aufgabenstellungen, gepaart mit Forderungen des Denkmalschutzes, von den planenden Architekten um Rat gefragt. Ein Detail erwies sich dabei als besonders kniffelig: Die Böden des knapp 150 Jahre alten Gebäudes waren an manchen Stellen schräg, die Auflagen des Denkmalschutzes verboten es, sie zu begradigen. Die Frage war: Wie sollen die Türen unter solchen Umständen montiert werden? Für die Lösung dieses Problems stellten Hoba-Mitarbeiter den Architekten unterschiedliche Wandanschlüsse, das heißt mit U-Profilen, Stumpf- oder Blockrahmen, vor. Auf diesem Lösungsansatz basierend wurde eine produktneutrale Leistungsbeschreibung für eine öffentliche Ausschreibung verfasst, die das Unternehmen Günther Innenausbau (www. guenther-innenausbau.de) im Vertrauen auf die Technik von Hoba für sich entscheiden konnte. So wurden von Fa. Günther insgesamt 31 Brandschutzelemente eingebaut. Darunter auch eine besondere Hoba-Spezialität: die Tür im freien Glasumfeld.
Im freien Glasumfeld
Hierbei handelt es sich um eine Tür, die an ein feststehendes Glas anschließt. Dieses ist ohne jeglichen Rahmen in einer Wandnute befestigt. Eine Konstruktion, die dank der engen Zusammenarbeit der Hoba-Mitarbeiter und der Planer sogar bei solch einem fragilen Untergrund wie einer Rabitzdecke realisiert werden konnte. Das Ergebnis: Die Türelemente haben ein ausgesprochen leichtes und transparentes Erscheinungsbild. Ein Aspekt, der bei dem Luitpoldbad besonders wichtig war, denn seine Innenräume wirken hell und transparent. Bei den Türen selbst entschieden sich die Verantwortlichen u.a. für die „Hoba Typ 7“ und „Hoba Typ 8“. Diese ein- bzw. zweiflügeligen Multifunktionstalente sind so flexibel, dass sie sich einerseits zur Nachbildung historischer Vorlagen eignen und andererseits als moderne Ganzglastür ausgebildet werden können. Um alle Türen einzubauen, benötigte das Innenausbau-Unternehmen ungefähr sechs Monate.
Viel Platz für Verwaltung und Freizeit
Ende 2017 waren alle Arbeiten soweit fertiggestellt, dass die neuen Nutzer in das ehemalige Kurgebäude einziehen konnten. Unter anderem haben die Staatsbad Bad Kissingen GmbH (die ehemalige Kurverwaltung), das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung und die zentrale Finanzkasse des Finanzamtes Bad Kissingen nun hier ihren Sitz. Zudem entstand im Innenhof des Objektes ein Eventbereich für Freiluftveranstaltungen. So dient das ehemalige Kurbad einerseits bürokratischen Aufgaben und andererseits dem Vergnügen.