Forschungsprojekt soll helfen, historische Bauten vor Bränden zu schützen
Zahlreiche Großfeuer in historischen Gebäuden, darunter der Brand der Kathedrale Notre Dame, haben in den vergangenen Jahren immer wieder die besondere Gefährdung von Kulturgut deutlich gemacht. Ob Klöster, Burgen und Schlösser, Fachwerkhäuser oder alte Industriebauten – sie alle sind nicht nach modernen brandschutztechnischen Vorgaben errichtet und nur selten nachgerüstet worden. Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt BRAWA (Kulturgut bewahren durch Helfermotivation und geringe Brandwahrscheinlichkeiten) soll jetzt dazu beitragen, die Brandfrüherkennung zu verbessern und zugleich ein Konzept zu erarbeiten, nach dem Helfer vor Ort durch schnelles und qualifiziertes Eingreifen eine frühe Brandbekämpfung einleiten und größere Schäden verhindern können.
„Es soll untersucht werden, ob die innovative Sensorik in historischen Gebäuden geeignet ist, Entstehungsbrände im frühesten Stadium zu erkennen“, erläutert Dirk Oberhagemann, Generalsekretär der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V. (vfdb), das Forschungsvorhaben.
„Zugleich wird die Frage gestellt, ob aus der Signalauswertung ein Parameter ‚Brandwahrscheinlichkeit‘ abgeleitet werden kann. Er sollte dann als Indikator für ein gefahrdrohendes Ereignis die bisher verwendeten Signalschwellwerte erweitern.“
Die Wissenschaftler wollen herausfinden, ob die Brandwahrscheinlichkeit z.B. in Form eines Ampelsystems sichtbar gemacht werden kann. Damit könnten die als Brandschutzhelfer vor Ort zuständigen Menschen je nach Situation zum Eingreifen veranlasst werden.
„Die Arbeit erstreckt sich damit auf drei Ebenen“, so Oberhagemann weiter. „Die technische Ebene durch Anwendung innovativer Sensorik und deren Vernetzung, die Ebene der Situationsbewertung durch Einführung einer Brandwahrscheinlichkeit und die Ebene der Reaktion durch Motivation der Helfer vor Ort und Einübung effektiver Handlungsoptionen für die Erstbrandbekämpfung.“
Die frühe Brandbekämpfung könne eine weitere Ausbreitung möglicherweise komplett verhindern oder zumindest verzögern. Das wiederum würde zur Verringerung der Schäden und zur Entlastung der Feuerwehren führen.
„Es geht also auch um ein neues Helferkonzept“, betont der vfdb-Generalsekretär. „Dieser Personenkreis wird nicht aus geschulten Feuerwehreinsatzkräften bestehen. Es sind vielmehr Personen, die in ihrer regulären Tätigkeit mit anderen Aufgaben betraut, aber auf den Alarmierungsfall vorbereitet sind.“
Hintergrund für das Forschungsprojekt ist die Bekanntmachung „Zivile Sicherheit – Sozioökonomische und soziokulturelle Infrastrukturen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Sie erfolgte im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit 2018 – 2023“ der Bundesregierung. Darin wird u.a. der Schutz von beweglichem und unbeweglichem Kulturgut, Bibliotheken, Museen, Archiven, Kirchen und anderen symbolträchtigen Bauwerken hervorgehoben.
Hohe Verluste sind in der Vergangenheit nicht nur durch die Schäden an den historischen Gebäuden, sondern auch darin befindlichen schützenswerten Kulturgütern entstanden. Dabei werden Schäden am Kulturgut häufig nicht allein durch den Brand, sondern auch durch die Löschmittel verursacht. Beispiele dafür sind neben dem Brand von Notre Dame auch die Brände von Windsor Castle (1992), im Mönchskloster Hilandar auf dem Berg Athos in Griechenland (2004) oder in der Weimarer Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek (2004). Aber auch abseits solcher besonders spektakulären Ereignisse werden regelmäßig Brände in historischen Bauwerken, Kirchen, Schlössern und Burgen sowie historischen Stadtkernen bekannt, wie z.B. 2013 im thüringischen Schloss Ehrenstein.