Fassadenanschlussfolie für mehr Brandschutz
Für den Bereich Abdichtung und im speziellen bei den Fassadenanschlussfolien gab es bislang jedoch keine Lösung, die dauerhaften Schutz sowohl vor Wetter als auch vor Feuer bietet. Nun aber wurde erstmals ein Dichtfolien-System als schwer entflammbar (B s2, dO) zertifiziert.
Nicht nur in England, auch hierzulande wird in der jüngsten Vergangenheit genauer hingeguckt, wenn es um den Brandschutz von Gebäuden geht. Räumungen etwa des Wohnkomplexes „Hannibal“ im September 2017 in Dortmund oder eines Wuppertaler Wohnhochhauses im Juni 2017 haben überregional Schlagzeilen gemacht und Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt. Beispiele wie diese zeigen: Wer wirtschaftlich nachhaltig bauen will, muss sicher bauen. Nur Immobilien, die in puncto Brandschutz den aktuellen Standards entsprechen, werden auch in einigen Jahren erfolgreich vermietet, verkauft oder eine Wertsteigerung erfahren.
Zuverlässiger Wetterschutz und Brandschutz vereint
Beim Thema Brandschutz kommt der Fassade eine besondere Bedeutung zu. Über sie konnte sich auch das Feuer im Grenfell Tower in rasanter Geschwindigkeit ausbreiten. Neben dem Anspruch, die Entstehung eines Brandes zu vermeiden, sind die Eindämmung der Brandausbreitung und das Bergen wichtige Aufgaben der Gebäudehülle. Im Fokus stehen dabei meist die brandhemmenden Eigenschaften der eingesetzten Fassadenmaterialien und der Dämmung, doch auch die Abdichtung ist ein wichtiges Element, das es nicht zu vernachlässigen gilt. „Insbesondere im Bereich Fassadenanschlussfolien gab es bislang am Markt keine Lösung, die neben einem zuverlässigen Wetterschutz und einer guten Anwendbarkeit auch einen hohen Brandschutz bietet“, so Alexander Bauer, Technischer Leiter bei Teroson Bautechnik, Experte auf dem Gebiet der Fassadenabdichtung. „Wer hier Wert auf Brandschutz legt, musste sich bis jetzt Dachunterspannbahnen bedienen und diese zweckentfremden. Sie erfüllen zwar auf dem Papier die Minimalanforderungen an den Feuchteschutz und bieten den gewünschten Brandschutz, doch sind sie an der vertikalen Fassade kaum verarbeitbar, langfristig nicht stabil und sehr fehleranfällig“, so Alexander Bauer weiter. Er hält fest: „Bis dato gab es kein geprüftes System aus Dichtfolie plus Kleber, das im Brandfall einen hohen Schutz aufweist. Doch jetzt haben wir, als erster Anbieter am Markt, eine elastische, dampfoffene Fassadenanschlussfolie entwickelt, die zusätzlich nie dagewesene hohe Brandschutzeigenschaften aufweist.“
Kombination aus Folie und Kleber besteht alle Tests
„Teroson FO 2 FR“ ist ein wasserundurchlässiges Dichtfoliensystem für den Außenbereich (kalte Bauteilseite), das an Fenstern, an Attiken, an anderen Elementen und am Baukörper von Vorhangfassaden zum Einsatz kommt. „Das System besteht aus einem technischen Spezialkunststoff mit kreuzlaminiertem Gewirke und erfüllt alle Eigenschaften, die in der Fassadenabdichtung entscheidend sind: Die Folie ist diffusionsoffen, UV- und bitumenbeständig, robust sowie flexibel und elastisch“, erklärt Vito Henning, Leiter Bereich Vorhangfassade bei Henkel Adhesive Technologies. „Wir decken damit den Schutz gegen alle vier Elemente – Wasser, Luft, Erde und Feuer – ab.“
Das Anbringen der Dichtfolie kann ohne mechanische Fixierung mithilfe des 1-komponentigen Hybridklebstoffs „Teroson AD KDS FR“ erfolgen. Der Kleber wurde in Kombination mit der neuen Dichtfolie „Teroson FO 2 FR“ hinsichtlich der Brandschutzeigenschaften gemäß DIN EN 13501 „Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten“ getestet. Maßgeblich ist dafür das SBI-Prüfverfahren (Single Burning Item). Dabei wird die Probe in der Ecke eines geschlossenen Raumes auf einem Trägerwagen unter einem Rauchabzug mit einem Messrohr positioniert und über einen Zeitraum von 20 Minuten einer Brennerflamme ausgesetzt. Die Prüfer beobachten die Reaktion visuell und instrumentell sowohl während als auch nach der Beflammung und beurteilen sie nach folgenden Kriterien: brennend abfallende Tropfen oder Teile, seitliche Flammenausbildung (Lateral Flame Spread), Rauchfreisetzungsrate (Smoke Production Rate) und Energiefreisetzungsrate (Heat Release Rate). Letztere wird anhand des Sauerstoffverbrauchsverfahrens bestimmt.
Beim Dichtfolien-System von Teroson Bautechnik kam es zu keinem brennenden Abtropfen, die Rauchentwicklung wurde als leicht bis mittel eingestuft. Somit entspricht „Teroson FO 2 FR“ der Brandschutzklasse B-s2,d0. „Andere am Markt übliche Fassadenabdichtungen erfüllen lediglich die Klasse E, ‚normal entflammbar‘. Als erster Anbieter haben wir somit ein als schwer entflammbar zertifiziertes System entwickelt – und das bei einem nachhaltig funktionierenden Wetterschutz. Die Abdichtungslösungen von Henkel erfüllen die hohen Brandschutzanforderungen bei Außenwänden laut Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB). Konkret müssen laut Anlage 4 die Bauprodukte und Bauarten, die als schwer entflammbar akzeptiert werden, eine mindestens erforderliche Leistung von s2, d0 erfüllen. Wir übertreffen mit unserem System sogar die in Vereinigten Königreich mittlerweile vorgeschriebene Schutzklasse B (s3 d0) für Membranen an der äußeren Fassadenhülle“, schließt Vito Henning.
Verarbeitung und Planung leicht gemacht
Neben den sehr guten technischen Eigenschaften überzeugt die Brandschutz-Dichtfolie auch in der Anwendung: „Das Produkt ist einfach verarbeitbar, es ist kein Umlernen erforderlich. Das reduziert das Fehlerrisiko auf ein Minimum“, so Alexander Bauer. Dank der Applikation mit „Teroson AD KDS FR“ ist keinerlei mechanische Befestigung notwendig. Der Kleber ist zudem spaltüberbrückend bis 20 mm, bei Temperaturen von bis zu -5 °C verarbeitbar und erlaubt im frischen Kleberbett problemlos Korrekturen.
„Mit ‚Teroson FO 2 FR‘ lässt sich in der Abdichtung von Fassadenanschlüssen ein hoher Brandschutz einfach umsetzen, ohne dass dies in der Planung und Montage einen Mehraufwand und somit Mehrkosten erzeugt“, resümiert Henning. „Nun gilt es, das Produkt einerseits bei den Planern, andererseits bei den behördlichen Prüfingenieuren bekannt zu machen, um für das Thema zu sensibilisieren und mitzuteilen, dass es nun auch für diesen Einsatzbereich eine geprüfte Lösung gibt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis andere Länder diesem Beispiel folgen und ähnliche Vorschriften wie in England erlassen werden. Brandschutz an der Fassade hört eben nicht mit der Wahl etwa des Dämmmaterials auf, sondern betrifft auch Details wie die Anschlüsse, die somit nicht länger eine Schwachstelle darstellen.“